Generation Y: Was wollen sie denn eigentlich, die jungen Talente von heute?

“Sorry the lifestyle you ordered is currently out of stock” by Banksy

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Was motiviert und bewegt junge Universitätsabsolventen und Young Professionals? Einen Blick in die großen Zeitungen dieses Landes geworfen und unter dem Schlagwort Generation Y gebündelt, findet sich so einiges an Zusammenfassungen und Meinungen darüber, was besagte Generation ausmacht, bewegt oder nicht bewegt. Nicht selten aus dem Blickwinkel eines Mittvierzigers präsentiert, der insgesamt ein negatives Bild zeichnet. Aber es lässt sich auch so herrlich kritisieren, wirft man nur mit genügend Schlagworten wie Generation Y, Gesellschaft oder Jugend um sich. Begriffsumfang ungeklärt. Im Übrigen: Über die Verderbtheit der Jugend hat schon Aristoteles geschimpft – ist also ein alter Schuh, nichts Neues im Prinzip.

Wer ist denn überhaupt diese Generation Y, von der immer alle reden?

Zur Generation Y gehören alle, die zwischen Ende der 1960er und Anfang der 1990er Jahre geboren wurden. Was diese Generation auszeichnet? Das Ergebnis einer Umfrage der accadis Hochschule Bad Homburg von Januar/Februar 2015 zeichnet ein ambivalentes Selbstbildnis. Während sich ein Großteil der Befragten für besser ausgebildet als die Vorgängergeneration hält und glaubt, die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig halten zu können, soll Generation Y gleichzeitig auch weniger zielstrebig und weniger reif sein sowie weniger soziale Verantwortung verspüren als Generation X oder die Boomers.

Im Umkehrschluss könnte daraus abgeleitet werden, dass sich diese Generation irgendwo in einem Spektrum zwischen Selbstüberschätzung, Überheblichkeit und mangelndem Realitätssinn bewegt. Ein übersteigertes Selbstbewusstsein wird den Jungen von heute ja gerne mal vorgeworfen, ebenso wie eine mangelnde Arbeitseinstellung und Leistungsfähigkeit. Paul Harvey etwa, Professor an der Universität New Hampshire, rät Recruitern daher, Jobanwärter im Bewerbungsgespräch zu fragen, ob sie sich und ihre Fähigkeiten generell besser einschätzen als die von Kommilitonen und Kollegen und falls ja, warum. Mit Vorsicht seien diejenigen zu genießen, die auf die Frage mit einem klaren „Ja“ antworten, dies aber nicht richtig begründen können. In diesen Fällen kann davon ausgegangen werden, dass das Selbstbewusstsein sich antiproportional zur Realität verhält und der Bewerber sich ungerechtfertigt für etwas Besonderes hält. Na gut, aber ob es sich hier tatsächlich um einen generationsspezifischen Charakterzug handelt, lassen wir mal dahingestellt.

Wenn aus der Pluralität an vorhandenen Chancen und Möglichkeiten Unsicherheit wird

Im Wintersemester 2014/15 gab es in Deutschland 17.437 Studiengänge, hinzukommen weitere Zigtausende Angebote von den Universitäten dieser Welt. Die Studienanfänger werden durchschnittlich immer jünger, einige erhalten schon im zarten Alter von 17 Jahren das Abitur und wissen rein praktisch gar nichts von dem, was sie praktisch in der Welt erwartet. Miete, Versicherungen, Umgang mit Briefverkehr, Banken etc. Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Entscheidungsfindung und das Festlegen auf einen bestimmten Studiengang oder Ausbildungsberuf, nicht besonders leicht fallen.

Auch verwundert es in diesem Zusammenhang nicht, dass ein Großteil der Befragten sich den Herausforderungen weniger gewachsen sieht und ebenfalls weniger zielstrebig erscheint. Wohin soll die Reise bei all diesen Möglichkeiten denn gehen, wenn der Lebenszweck nicht in der Devise ‚Arbeiten bis zum Umfallen‘ besteht? Die Hinwendung zur eigenen Person und eine gewisse Selbstbezogenheit sind jetzt nicht unbedingt verblüffend. Es geht eben mehr darum, einen Beruf zu finden, der Spaß macht, in dem man aufgeht, eine Tätigkeit, mit der es sich identifizieren lässt. Aber warum auch nicht, ist diese Tendenz schlecht?

Was junge Talente vom Arbeitsmarkt und vom Leben erwarten

Man lebt nur einmal. Sicher ist, dass die jungen Talente von heute viel mehr Wert auf eine flexible Arbeitszeitgestaltung legen und weniger von klassisch-starren Arbeitszeitmodellen halten, die wenig Raum für die persönliche Entwicklung lassen. Aber ist es falsch, den Anspruch zu erheben, Familie und Beruf miteinander in Einklang bringen und sich nicht daran messen lassen zu wollen, wie viel Präsenz im Büro gezeigt wird? Schließlich kommt es doch auf die Resultate an und nicht darauf, wo diese erzeugt werden. Zumindest dann nicht, wenn die Arbeit nicht notwendig ortsgebunden ist.

Ein paar Stunden Homeoffice in der Woche oder Gleitzeitmodelle sind ja nicht zu Unrecht im Kommen. Klar ist auch, dass der Arbeitsmarkt auf diese neuen Anforderungen reagieren muss. Motivation und Produktivität sind eng miteinander verwoben und ein Mitarbeiter, der sich wie in einem Hamsterrad gefangen fühlt, verspürt weniger Freude an der Arbeit als jemand, der morgens gerne das Haus auf dem Weg zum Arbeitsplatz verlässt. Oder geht es auf Arbeitgeberseite vielmehr um Kontrolle oder die Angst vor möglichem Kontrollverlust? Da die meisten Resultate von Arbeit in irgendeiner Form mess- und skalierbar sind, sollte ein ausgeglichenes Maß zwischen Vertrauen und Kontrolle schon umsetzbar sein.

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